Die Neurochirurgische Klinik verfügt über ein eigenes neurophysiologisches Labor, das mit den modernsten Geräten zur Ableitung und Verstärkung neurophysiologischer Signale ausgestattet ist.

Die neurophysiologische Untersuchung (NPU) ist ein diagnostisches Verfahren, bei dem die Leit- und Funktionsfähigkeit des  Nervensystems gemessen wird. Sie kann sowohl zur Diagnose als auch zur intraoperativen Überwachung von Nervenfunktionen bei Eingriffen in besonders empfindlichen Hirnregionen und Wirbelsäulenregionen angewendet werden. Diese Art der Überwachung, wird auch als intraoperatives Monitoring (IOM) bezeichnet, unterstützt den Neurochirurgen dabei drohende Schäden des Nervensystems frühzeitig, noch während des Eingriffes zu erkennen, um seine operative Strategie den Gegebenheiten anzupassen und somit dauerhafte Störungen zu verhindern.

Die NPU ist weiterhin sehr hilfreich bei Patienten, die nicht oder nur eingeschränkt kommunizieren können, da sie keine aktive Teilnahme erfordert. In der Neurochirurgischen Klinik werden die NPU Untersuchungen von 4 MTAs intraoperativ durchgeführt. Typische Indikationen für eine diagnostische NPU sind z.B. der Verdacht auf ein Anfallsleiden, eine multiple Sklerose (MS), verschiedene Tumore oder ein Karpaltunnelsyndrom.

Man unterscheidet bei der neurophysiologischen Untersuchung zwischen den evozierten Potenzialen (EP), der Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und der Elektroenzephalographie (EEG).

Bei diesem Verfahren werden, ähnlich wie bei den SSEP, Elektroden geklebt und die Ausbreitung eines Reizes zwischen zwei Punkten gemessen. Typischerweise findet dieses Verfahren bei der Verletzung eines Nerven durch ein Karpaltunnelsyndrom, Trauma oder zur Diagnostik einer Polyneuropathie Anwendung.

Das Prinzip der EP beruht auf der Reizung eines Nerven oder eines Sinnesorgans mit einem definierten Reiz aus Licht, Ton oder Strom. Bei intakter Funktion des Nervensystems werden schwache stereotype Veränderungen des elektrischen Potentials im Elektroenzephalogramm (EEG) hervorgerufen (evoziert). Diese können mit Hilfe moderner Messelektronik herausgefiltert werden. Bei Veränderungen kann der Untersucher häufig auf den Ort und die Art der Schädigung schließen.

MEP dienen der Diagnostik der bei der Ausführung von Willkürbewegungen verwendeten Nervenfasern. MEP entstehen, wenn das Gehirn eine Bewegung plant und Nervenimpulse zur Ausführung über die sog. Pyramidenbahn in das Rückenmark weiterleitet. Durch transkranielle Stimulation werden bestimmte Hirnbereiche gezielt angeregt (z.B. in einer Bewegung des Beins). Diese Untersuchung findet ausschließlich auf der Intensivstation oder im Operationssaal statt. Das Verfahren wird in der Neurochirurgie häufig zur Diagnose von Lähmungen eingesetzt.

Unter Verwendung zusätzlicher Reizelektroden werden wiederholt elektrische Reize auf einen Nerven appliziert. Mit Messelektroden entlang des Nervenverlaufs (Etagendiagnostik) ist so die Beurteilung der Nervenleitung vom Ort des Reizes bis zur Wahrnehmung in der Hirnrinde möglich.

Bei intraoperativen Monitoring kommt zur Auslösung der VEP eine Blitzbrille zum Einsatz. Ähnlich wie die AEP ermöglichen die VEP die Untersuchung der Sehbahn von der Netzhaut bis zur Sehrinde, dem Ort der Wahrnehmung.

Mit Hilfe der AEP kann die Funktion der gesamten Hörbahn vom Innenohr bis zur Hörrinde im Großhirn beurteilt werden. Beispielsweise bei der Operation eines Akustikusneurinoms . Sie dienen hier zur intraoperativen Überwachung der Funktion des Hörnerven, aus dessen Nervenscheide das Neurinom entsteht.